Sonntag, 10. Juli 2016

Regen oder doch kein Regen?

West Baray - Regensaison 




West Baray - Trockensaison



Im Gegensatz zu in Europa wird das Jahr hier nicht in vier Jahreszeiten eingeteilt. Es gibt in diesem Sinne keinen Frühling, keinen Sommer, keinen Herbst und keinen Winter. In Kambodscha wird in erster Linie nur zwischen Regensaison und Trockensaison unterschieden. Wenn man denn so möchte kann, man diese beiden Jahreszeiten nochmals in heiß und "kalt" unterscheiden.

Der Unterschied in den beiden Jahreszeiten ist enorm. In der einen Hälfte es Jahres regnet es andauernd, aber auch nicht durchgängig. Meistens ist der ganze Vormittag regenfrei, wenn es nicht regnet ist der Himmel entweder bewölkt oder aber, was eigentlich genauso häufig vorkommt, ist der Himmel wunderschön blau und die Sonne knallt hemmungslos auf einen herab. Doch darf man sich davon nicht täuschen lassen, sondern sollte trotzdem seine Regenjacke mit zur Arbeit nehmen. Denn zum Mittag zieht doch eine graue Wolkenmasse auf und meistens pünktlich zum Feierabend schüttet es dann wie aus Eimern. Teilweise steht das Wasser auf der Straße so hoch, dass man beim Fahrrad fahren mit seinen Füßen ins Wasser eintaucht. Zudem sieht man, zu meinem Bedauern, die so vielen Löcher nicht mehr. Auch wenn man inzwischen weiß wo die tiefsten Löcher sind, wird man doch immer wieder überrascht und kann sich jedes mal aufs neue auf eine Achterbahnfahrt freuen.
Doch auch wenn es nicht so schön ist, dass man täglich eine ungewollte eiskalte kostenlose Dusche bekommt, bringt der Regen doch seine Vorteile. 

Zum einen ist die Luft sehr viel angenehmer, als wenn es seit ein paar Monaten nicht mehr geregnet hat, es ist nicht so extrem staubig (dafür aber schlammig) und wenn es dann mal nicht regnet ist es noch viel schöner. Während der Trockensaison, jedenfalls zum Ende hin, sammelt sich der ganze Smock und was sonst noch immer am Himmel an,  die Hitze der Sonne kommt ohne Probleme durch, doch bekommt man sie nie zu Gesicht. Es ist heiß, aber es herrscht eine eher erdrückende Stimmung.
Was aber noch viel wichtiger ist, ist die Notwendigkeit des Wassers für die Einwohner Kambodschas. Zum einen gibt es keinen Regen, welcher die Pflanzen bewässert und Bewässerung ist für den Anbau und Wachstum von Reis obligatorisch. Zum anderen trockenen Gewässer aus, zum Teil komplett. Somit können Fischer weniger Beute machen und verdienen somit viel weniger. Ein anderer wichtiger Fakt ist auch, dass durch Wassermangel die Menschen und Tiere an weniger Trinkwasser kommen und weniger Wasser für Hygiene haben. Man sprach in diesem Jahr über eine Dürre, die hier das ganze Land ergriff. Auch bei uns Zuhause und bei mir auf der Arbeit passierte es, dass man den Wasserhahn ganz aufdrehte, doch kein Tropfen Wasser dabei heraus kam. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie es der Dorfbevölkerung ergeht, die vielleicht gar keine oder eine viel schlechtere Wasserversorgung besitzen als wir, hier in einer größeren Stadt. 


Montag, 27. Juni 2016

Ratanakiri

Pauli und ich hatten nach Singapur und dem Neujahresfest und allem noch immer eine ganze Woche frei. Diese Zeit nur in Siem Reap zu verbringen hätten wir als Verschwendung angesehen, also wo solls hin? Recht schnell entschieden wir uns dafür nach Mondulkiri zu fahren und dort eine Trekking Tour mit Elefanten zu machen. Gesagt, gebucht und doch nicht getan. Wir mussten, auf der Suche nach einem Bus, leider feststellen, dass man nach Mondulkiri ganze Zwei Tage braucht. Da dauerte für unsere begrenzte Zeit doch zu lange. Also niochmal alles auf den Haufen geworfen und doch ein Busticket nach Ratanakiri gekauft, soll zwar keine Elefanten aber auch Dsungel haben.

In Ban Lung wohnten wir "Homestay mäßig" quasi bei einer Familie. Ziemliche simple Unterkunft, doch wurde man direkt herzlich aufgenommen. Der Mann der Familie und unsere Kontaktperson hat uns direkt als seine "kleinen Töchter" aufgenommen und sich genauso wie um seine eigenen Kinder sorgen gemacht, von wegen wir sollten doch als Mädchen nicht alleine reisen und wir sollten doch früh ins Bett gehen.


Wie sich herausstellte gab es für uns gar nicht so viel zu sehen. Es gibt dort eigentlich nur Dschungel, einen See und Wasserfälle, die aber mangels Wasser nicht vorhanden waren. Somit ließen wir alles in Ruhe angehen. Am ersten Tag ruhten wir uns nur am See aus, fuhren durch den kleinen Ort und verkehrten ins Cafè. Der See war schön kühl, recht sauber und kreisrund. Laut dem Reiseführer handelt es sich bei diesem See um einen Vulkankratersee. Laut Mr Pov, unserem neuem Daddy, ist jedoch dieser See entstanden weil ein blinder Riese nach seiner Liebe gesucht hat und daher Löcher in die Erde gegraben hat.

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Nachdem wir viel hin und her überlegt hatten, entschieden wir uns eine 2 tägige Trekkingtour mit Übernachtung im Dschungel mit Mr Pov zu machen.
Der Weg zu unserem Ausgangspunkt war schon allein ein Abenteuer. Der Weg war eine extrem sandige stauibge Piste, die die ganze Zeit auf und ab ging. Da wir mit dem alten klapprigen Motorrad plus Tuktuk von Mr Pov unterwegs waren, ging es teilweise in Schneckentempo vorwärts, einmal mussten wir sogar aussteigen damit es das tuktuk den Berg rauf schafft. Zusätzlich kamen uns dauernd Laster entgegen, die den Sand richtig schön aufgewirbelt haben, sodass man erstens nichts mehr sehen konnte und zweitens nicht richtig atmen konnte.







Beim wandern haben wir leider häufig den Dschungel vermissen müssen. Viele Teile des Waldes wurden entweder abgebrandet oder abgeholzt. Grund dafür sind nicht einmal Firmen, die profit machen wollen und das Holz verkaufen. Sondern arme Kambodschaner, die kein Geld, kein Job und kein Land haben und dann, um sich etwas aufbauen zu können, den Wald vernichten um Platz für Reisfelder zu haben. Leider haben sie keine Ahnung was ihr Handeln für die Zukunft bedeutet bzw. können sie sich es nicht erlauben nachhaltig und für die Zukunft zu denken/planen, weil das Überleben heute und nicht irgendwann in der Zukunft zählt.
Da ich kurz zuvor in Singapur war, wurde mir bewusster denn je, dass der Reichtum der Welt leider nicht gleich verteilt ist. Das einige im Überschuss leben, andere dafür sich über jeden Korn Reis freuen.





Man Vergleiche rechts und links vom Weg (gerodet und nicht gerodet)
Nachdem wir ein paar Stunden gewandert sind, erreichten wir unsere Schlafstätte der folgenden Nacht. Als Bett diente uns eine Hängematte, die in das schon vorhandene Gestell gehangen werden sollte. Doch davor wurde sie erstmal zwischen die Bäume gehangen, sodass man entspannen konnte aber dem "treiben" noch in Ruhe zu sehen konnte. Unser Schlafplatz war direkt an einen kleinen Fluss gelegen, den Mr. Pov und sein Freund Sai, der für das Schleppen von quasi allem zuständig war, direkt von Blättern befreiten. Da wir anscheinend die ersten seit längerer Zeit waren, die dort übernachteten war der Fluss ziemlich dreckig geworden und konnte nicht richtig fließen. Wie es so schön heißt, ist der Kunde der König und somit mussten wir zwei nicht helfen. Darüber waren wir auch recht glücklich, da das laufen schon anstrengend waren. Nachdem wir uns in die Hängematten gelegt hatten sind wir auch promt eingeschlafen. In der Zwischenzeit machten die Männer ein Lagerfeuer, kochten Wasser für Tee und bereiteten das Essen vor. Zum Abendessen sollte es "Bambussuppe" geben. Ich fand schon immer den Gedanken komisch Bambus zu essen, aber da hatte ich mich auch immer geirrt. Bambussuppe besteht nicht wirklich aus Bambus, sondern wird in Bambus gekocht.  Durchs erhitzen  "schwitzt" der Bambus und das daran enthaltene Essen, in unserem Fall Gemüse und Tofu, wird gekocht. Auch wenn das fertige Gericht nicht erstklassig aussah hat es doch so geschmeckt. Nachdem wir unsere Bäuche voll geschlagen haben blieben wir noch gemütlich beisammen sitzen und genossen den Abend. Wo Paulina und ich uns mit den Tee   zufrieden gaben, tranken die beiden Herren ihren Khmer Wein und rauchten eine Zigarette nach der anderen. Wir lernten ein paar neue Vokabeln und erfuhren mehr über die Beiden.  Zum Beispiel, dass Mr Pov unendlich gerne singt. Denn irgendwann holte er sein Handy raus und ließ Musikvideos mit Untertitel, natürlich auf khmer, laufen und sang lautstark mit.
Ab irgendeinem Zeitpunkt wollte ich eigentlich nur noch mich endlich in die Hängematte verkrümeln, den der Tag war doch ein wenig anstrengend. Da es Vollmond war konnte man erstaunlich viel sehen und hatte somit auch keinerlei Probleme auf "Toilette" zu gehen oder sich im Schlafsack zurecht zu ordnen.



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Als ich am nächsten Morgen wach wurde waren Sai und Mr Pov schon dabei das Frühstück und das Wasser/Tee vorzubereiten. So konnte ich nach einem kurzen Bad im Fluss schon direkt frühstücken, welch ein Service. Es gab fried Noodles und Lagerfeuerkartoffel. Mal wieder sehr lecker.




Nachdem frühstück ging es auch direkt wieder los. Dies mal in die entgegengesetzte Richtung. Mit der Zeit wurde der Weg immer unscheinbarere und der Wald immer dichter. Ab irgendeinem Punkt kamen wir nur vorwärts, weil Mr Pov mit seinem Messer die Lianen und Zweige durchhackte. Da er seid einem Jahr nicht mehr in dem Wald war und am vortag schon zweimal die falsche Abzweigung genommen hatte, verunsicherte es mich schon ziemlich. Doch er wirkte sehr von diesem Weg überzeugt. Irgendwann erreichten wir dann einen Baum, der einen Durchmesser von 1,5m oder mehr hatte und den Weg versperrte. Anstand das wir einfach über den Baum rüber kletterte wollte Mr Pov einen anderen Weg suchen um um den Baum herum zu kommen. Nach einer Stunde und keiner Aussicht nach einem anderem Weg entschied er doch, dass wir ja über den Baum klettern können. In dieser Stunde tranken wir nur unnötig von unserem Wasservorrat und rückten den Mittagshitze immer nähe.
Je länger wir liefen und liefen, desto mehr wollten Paulina und ich eigentlich nur noch zurück ins Dorf und zu Mr Pov nach Hause. Es war heiß, wir hatten kaum noch Wasser bzw. war der warme Tee sowieso keine Erfrischung und alles war dreckig. Am Ende mussten wir auch noch einen Berg hoch, was dann zusätzlich auf die Beine ging, doch oben angekommen hatte man eine wirklich sehr schöne Aussicht auf die herumgelegenen Wälder. Doch diese Aussicht konnten wir nicht so recht gnießen. Die Aussiecht auf ein kühles Wasser war verlockender.
Im Dorf angekommen steuerten wir auch direkt auf den ersten Laden zu, setzten uns und tranken direkt eine ganze Flasche aus, denn leider hatten sie auch nur die kleinen.
Erschöpft, aber sehr zufrieden fuhren wir dann wieder mit dem Tuktuk zu Mr Pov. Dort angekommen genossen wir erst einmal ausgiebig die Dusche.



@P
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Am Nachmittag zeigte Mr Pov uns noch eine Schnapsbrennerei für Khmer Whisky, die irgendwelche Bekannte von ihm im Hinterhof führten. Obwohl diese einen nicht wirklich Appetit auf den Whisky machte, doch trotzdem kauften wir 2 Liter (6$) für die Freunde in Siem Reap und sich selbst.

Anschließend genossen wir es in einem Café einfach nur rumzuhängen, Kaffee zu trinken und Karten zu spielen.

Am nächsten Tag ging es auch schon zurück nach Siem Reap, da wir die Abschiedsparty von Karim auch nicht verpassen wollten.