Und somit gab es auch den ersten Geburtstag in unserer WG, wir hatten schon anfangs öfter darüber, dass Paul als erster von uns und nämlich am 22. Oktober Geburtstag hat, geredet. Doch war der Geburtstag immer in ganz weit entfernter Zukunft, "Dann irgendwann im Oktober". Doch plötzlich war er da.
Das hieß für uns anderen drei natürlich still und heimlich Geschenke planen, kaufen und bearbeiten. Wir entschieden uns ihm was gemeinsam zu schenken und nach kurzer Überlegung war auch klar was. Wir teilten die Besorgungen ein wenig auf, Pauli besorgte alles für den Kuchen, denn natürlich durfte auch kein Kuchen fehlen, ich besorgte die "richtigen" Geschenke und Henrik besorgte das, was wir vergessen hatten oder nicht finden konnten. Unter anderem kauften wir das Spiel "Jenga". Bei uns kann es ja nie genug Spiele geben. Doch wollten wir das Spiel ein wenig aufpeppen und erweiterte Aufgaben auf die Klötze schreiben. Dazu gesellten wir uns in mein Zimmer. Wegen irgendwelcher Besprechungen, forderte Henrik Paul irgendwann dazu auf hoch zu kommen, doch er solle ja anklopfen. Hat er auch getan, nur leider ist er daraufhin ohne zu zögern in mein Zimmer eingetreten. Natürlich hatte er darauf hin das ganze Spiel gesehen und auch kapiert, dass es für ihn ist. Anders kann man es auch nicht deuten, wenn man auf einmal von drei Leuten angeschrien wird, dass man wieder sofort raus gehen soll. Somit war die Überraschung dieses Geschenks geplatzt.
Die Sache mit dem Kuchen:
Wir dachten uns, dass es ja besonderer wäre einen Kuchen zu backen als einen zu kaufen. Da das ja viel mehr Aufwand, irgendwie typisch deutsch und auch einfach leckerer wäre. Ein wenig blöd nur, dass wir keinen Ofen haben. Zum Glück konnte uns da aber der liebe Moritz aushelfen. Denn deren WG hat einen Ofen. Man müsste eigentlich viel eher Öfchen sagen. Denn dieser Ofen ist so groß wie ne kleine bis mittelgroße Mikrowelle, aber dafür auch portable. Trotzdem entschieden wir uns zum backen lieber zu Moritz zu gehen, als den Ofen zu uns zu holen. Paulina holte mich, Mixer, Eier, Mehl, Zucker etc. im Schlepptau, zu meiner Pause ab und wir fuhren gemeinsam zu Moritz. Dort konnten wir uns ausbreiten und in Ruhe unsere Sachertorte zubereiten. Das natürlich nicht ohne Komplikationen. Während des vorbereiten bemerken wir einen komischen unangenehmen Geruch und dann plötzlich fängt der Mixer an zu qualmen. Sicherheitshalber haben wir ihn direkt ausgeschaltet. Zum Glück war das kein großes Problem, da Moritz und co. selber einen Mixer hatten. Nur schade um unseren Mixer, erst konnten wir auf Grund von Gasmangel keine Suppe kochen und jetzt geht er einfach beim backen kaputt. Abgesehen davon und das wir verzweifelt nach einer passenden Steckdose für den Ofen gesucht haben, lief alles richtig gut.
Ich ging wieder zur Arbeit und Pauli mit Kuchen, aber ohne Mixer nach Hause. Unser Plan war, ihn nicht im Kühlschrank, sondern in einem unserer Zimmer zu verstecken. Damit Paul denkt, wir hätten keinen. Doch kurz nach dem ich Schluss hatte, riefen mich Henrik und Paulina an, um mir von ihrem grandiosem Plan zu erzählen. Nämlich, Paul zu sagen, dass er nicht in den Kühlschrank gucken darf, natürlich ohne Begründung, aber das wäre eh egal, da man sich das mit dem Kuchen denken könnte und dann trotzdem den Kuchen im Zimmer lagern. Deren Hintergedanke war nämlich, dass Paul dann trotzdem heimlich guckt, keinen Kuchen sieht und sich dann veräppelt fühlt. Blöd nur, dass er tatsächlich nicht rein gucken wollte.
Nachdem von mir aus, dann aber so Sprüche kamen wie "Mach doch.", hatte er es irgendwann auch gemacht, sich das aber logischer weise damit erklärt, dass ich den Kuchen jetzt woanders hin gebracht habe.
Die letzten ca. zwei Stunden die Paul noch 19. waren haben wir mit auf dem Balkon Karten spielen verbracht. Wir dachten uns, dass wir ja in der Zeit den Kuchen dann wirklich in den Kühlschrank stellen können, damit die Schokolade wieder fest wird und einfach darauf achten, dass Paul dann nicht mehr ran geht. Doch natürlich waren wir so blöd und haben nicht daran gedacht und Paul hat dann tatsächlich den Kuchen vor 12 Uhr gesehen. Eine weitere Überraschung ist geplatzt.
Obwohl es nicht mehr soo viele Überraschungen gab, war es um 12 Uhr doch recht schön und Paul hat sich, glaube ich zumindest, recht gefreut. Um Punkt waren wir noch auf dem Balkon, haben für ihn gesungen, ihn gedrückt und ihn mit solchen "Schaumgirlanden" vollgesprüht. Anschließend sind wir runter in die Küche, in der wir die Geschenke und den Kuchen vorbereitet hatten. Natürlich hatten wir auch an Wunderkerzen gedacht.
Die Geschenke wurden aufgerissen und dann der Kuchen verzehrt. Leider ein wenig trocken, aber das war uns allen egal. Es gab Kuchen! Schokoladenkuchen! Ich habe ihn jedenfalls vollkommen genossen. Sollte ich auch, uns ist im Nachhinein aufgefallen, dass der Kuchen im wert von 20$ ist. Wenn eine Schokoladentafel schon 4$ kostet kommt man ziemlich schnell auf einen hohen Preis.
Anschließend haben wir uns wieder auf den Balkon begeben, aber nicht mehr allzu lang. Da es unter der Woche war und am nächsten Tag die Arbeit rief.
Am nächsten Tag sind wir, zur Feier des Tages, abends noch mit Lina, Freya und Moritz Indisch Essen gegangen. Obwohl wir am nächsten Tag frei hatten, sind wir anschließend direkt nach Hause.
Denn für den nächsten Tag hatten wir großes vor.
Jeder von uns hatte leider den Wecker überhört. Als ich kurz nach 8 Uhr aufstehe und mein Zimmer verlasse, um zu gucken ob die anderen schon wach sind, höre ich schon von oben lauter Stimmen und Geräusche von unten. Ich schmule runter und sehe mindestens 10 Kambodschaner die in unserem Wohnzimmer rumwühlen. Das hat mich aber nicht beunruhigt, denn ich wusste, dass es sich bei ihnen nicht um Einbrecher sondern um die Familie unserer Nachbarn handelt. Unsere Landlady hatte uns nämlich ein paar Tage zuvor gefragt, ob wir erlauben würden, dass ihre Schwester ihre Verlobung in unserem Wohnzimmer feiert. Die Chance, eine Verlobung mit zu erleben, wollten wir natürlich nicht verpassen und da wir sogar zufällig frei hatten, sollte dem nichts im Wege stehen. Doch eigentlich hieß es, dass die Leute erst um 9 Uhr kommen. Daher war es doch ein wenig überraschend schon so früh ein volles Haus zu haben. Schnell weckte ich Paulina und dann war auch schon Henrik wach. Lagebesprechung. Naja, viel könnten wir nicht tun. Wir beschließen einfach alles auf uns zukommen zu lassen. Das führt dazu, dass wir still und heimlich unten an der Treppe stehen und das Treiben beobachten und zu verstehen versuchen. Leider reden sie bei der Zeremonie nur auf Khmer, wieso sollten sie auch auf Englisch reden? Aber dadurch verstehen wir die Worte nicht und können uns nur was zusammen reimen. Jedenfalls konnten wir Braut und Bräutigam und die dazugehörigen Eltern erkennen. Und sie haben sich gegenseitig Gaben übergeben. Außerdem haben sich Braut und Bräutigam gegenseitig die Ringe auf die Finger gezogen, so wie wir es bei der Hochzeit tuen. Das ganze Geschehen wurde von einem Kamerateam festgehalten und auch größtenteils geleitet. Der Fotograf zeigt dem Bräutigam was er tun soll, dann tut er es. Und wenn kein gutes Foto dabei raus gekommen ist, macht der Bräutigam es eben noch mal und noch mal.
@Paulina |
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Die Feier war auf 5 Uhr gelegt, da wir inzwischen wissen wie die Kambodschaner ticken. Nach und nach trudelten auch die Gäste ein, bzw. wollten von der Hauptstraße abgeholt werden. Die meisten meiner Kollegen hatten leider keine Zeit, waren krank oder verreist. Da aber durch meine Mitbewohner recht viele Leute kamen, war das Haus recht voll. Anders als geplant, fand die Feier aber mehr in unserem Vorgarten als in unserem Haus statt. Was auch gar nicht schlimm war, bis dahin hatten wir uns noch nie wirklich im Vorgarten aufgehalten, also war es eine willkommene Abwechslung. Wegen der Verlobung waren in unserem Wohnzimmer Teppiche ausgelegt und alle Möbel standen vor der Haustür. Eigentlich kein Wunder, dass sich die Gäste dahin gesetzt haben. Wie erhofft wurde noch eine Menge Essen mitgebracht, unter anderem auch Entensalat. Dieser besteht aus Entenfleisch, ein wenig Grünzeugs und als Soße wird das Entenblut benutzt, nichts für mich. Aber Henrik und unseren Gästen hat es wohl geschmeckt. Auch unser, ein wenig deutsches, Essen kam gut an und wir haben des öfteren Komplimente dafür bekommen. Wobei der Nudelsalat wohl für Verwirrung gesorgt hat, einige dachten, dass es sich dabei um Muscheln handeln würde und wollten partout nicht glauben, dass es Nudeln sind.
Insgesamt war die Feier ganz lustig und hat Spaß gemacht. Nur leider musste ich feststellen, dass doch die meiste Zeit Männer und Frauen eher getrennt waren und auch die Männer unter sich eher in ihre bekannten Gruppen aufgeteilt haben. Das ist ja auch verständlich, ist ja in Deutschland nicht anders. Aber es kam mir schon wirklich so vor, dass die Frauen, in diesem Fall, rein und die Männer rausgehörten. Erst mit der Zeit lockerte sich das ein wenig und wir konnten alle gemeinsam in einem großen Kreis sitzen, reden, trinken und lachen.
Auch unser Landlord und unsere Landlady kamen vorbei, mit den beiden ist eigentlich immer Spaß vorhanden.
Doch die Feier hatte ein frühes Ende. Gegen 11 Uhr gingen schon die letzten Gäste. Hier endet die Feier, wenn in Deutschland sie los gehen würde. Doch damit hatten wir ja schon gerechnet und konnten die vorige Zeit genießen.