Da Paul und ich arbeiten mussten, fuhren wir nur mal eben schnell in unserer Mittagspause zum Haus um dann gemeinsam mit den anderen den Vertrag zu unterschreiben und die Kaution + erste Miete zu zahlen. Was heißt eigentlich unterschreiben? Wir mussten nicht so altertümlich unseren Namen unter den Vertrag setzen, sondern unsere Fingerabdrücke. Auch dies ging ganz fix. Leider bleib mir keine Zeit mehr irgendwas auszupacken, geschweige denn einzurichten. Ich konnte nur mal eben schnell meine Tasche in mein neues eigenes Zimmer stellen,
Achja, die Sache mit den Zimmern. Leider hat das Haus keine gleichgroßen Zimmer, es gibt zwei recht kleine und zwei recht große Zimmer. Das jeder eins der größeren Zimmer haben wollte ist natürlich klar. Auch nachdem wir uns dafür entschieden, dass die oberen (großen) Zimmer mehr Miete kosten, wollte keiner zurück ziehen und sich mit einem kleinerem Zimmer zufrieden geben. Da gab es nur eine Möglichkeit das zu regeln, looooosen!! Der Zufall entschied, dass Paulina und ich in die größeren Zimmer und Henrik und Paul in die kleinen Zimmer ziehen sollten.
Ich kann komplett verstehen wie unser Haus auf Kritik stoßen wird.
Wir reisen extra in das weite weite Kambodscha um hier bestmöglich zu helfen, dass Kinder eine gute schulische Bildung erhalten und somit aus ihrem eher ärmlichen Lebensbedingungen heraus kommen können. Um somit, vielleicht ein ganz ganz ganz klein wenig, das Wohlergehen des ganzen Landes zu verbessern und dessen Entwicklung voran zu treiben.
Die Frage die ihr euch wohl stellen mögt und ich mir auch selber gestellt habe ist: "Wie kann man gleichzeitig etwas gutes vollbringen wollen, einen natürlich Verstand für Gerechtigkeit haben und dann umgeben von Armut in so ein protziges Haus ziehen?"
So genau weiß ich noch immer nicht, warum wir das getan haben, Naja eigentlich schon. Wir wollten so schnell wie möglich in unser eigenes Zuhause ziehen und nicht mehr im Guesthouse wohnen. Den einzigen Tipp den wir jemals erhalten haben, war in einer bestimmten Facebookgruppe nachzugucken und nachzufragen ob es eine passende Wohnung/Haus für uns gibt. Dadurch haben wir auf einen Makler getroffen der uns eine Mappe mit Häusern zeigte, wovon unser Haus aus der günstigsten Preiskategorie ist. Die anderen Häuser in dieser Preisklasse waren genauso schick, groß und modern. Und wir haben einfach kein schlichteres Haus gefunden. Gab's einfach nicht. Wir hatten uns auch mit einem anderem (kambodschanischem) Makler getroffen, der aber nur die selben Häuser im Angebot hatte. Wir hatten eigentlich keine andere Möglichkeit, als uns zwischen dem einem und dem anderem luxuriösen Haus zu entscheiden.
Im Nachhinein denke ich, dass man vermutlich auch etwas anderes gefunden hätte, wenn man von Anfang an anders an die Sache herangegangen wäre, sich nicht an einen Makler zu wenden sondern unter Hand mit Kambodschanern zu reden und somit vielleicht etwas "einfaches" zu finden. Doch wie hätte wir das in der ersten Woche hier fertig bringen sollen? Wir hatten ja kaum Kontakt zu Kambodschanern und mit Hilfe vom VJF konnte man ja auch nicht rechnen.
Denkt bitte nicht, dass wir gerne das Klischee der "reichen Westler" unterstützen und uns darüber freuen, dass wir im Gegensatz der meisten anderen Kambodschaner in so einem Haus wohnen können. Ehrlich gesagt hatte ich anfangs ein schlechtes gewissen hier einzuziehen und ich finde es noch immer nicht fair.
Obwohl ich gedacht hätte, dass die Tatsache, das wir in so einem Haus wohnen, zwischen uns und unseren Nachbarn stehen würde, ist es überhaupt kein Problem. Oder falls es eigentlich schwierig für unsere Nachbarn ist, zeigen sie es nicht. Bis jetzt waren alle jedenfalls freundlich zu uns und wir haben schon abendlichen Besuch von unserem Landlord erhalten und wurden zu Feiern eingeladen. Ich hoffe, dass sich eine Art Freundschaft mit unseren Nachbarn aufbauen wird.
Auch wenn es nicht die besten Voraussetzungen sind um in diesem Haus zu wohnen, ist es doch eigentlich ein schönes Haus. Und immerhin ist es jetzt für ein ganzes Jahr mein Zuhause. Hier ein paar Fotos, welche ich gestern aufgenommen habe, um einen Eindruck zu bekommen:
Von draußen:
Eingangsbereich bzw. Wohnzimmer:
Küche:
Oben (aus der Sicht von der Balkontür):
Balkon:
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