Donnerstag, 29. Oktober 2015

7. Woche

Ich hatte eine recht anstrengende Woche hinter mir: Neustart auf der Arbeit, neue Aufgaben, neue Kinder und einem vollem Haus, welches für nette Nachmittage und Abende mit leckerem Essen, Karten spielen und Zeit mit Freunden, aber auch für den Verlust eines Rückzugortes sorgte.


Die Ferien waren vorbei. Das heißt die Schule und der Kindergarten ging wieder los. Aber diesmal mit neuen Kindern, also einer neuen Gruppe. Die Kinder im Kindergarten sind gerade mal 3 Jahre alt, sprechen kein Wort englisch und waren, abgesehen von ein zwei Kindern, noch nie zuvor in einem Kindergarten oder Schule und sind es somit nicht gewöhnt auf längere Zeit von ihren Eltern getrennt zu sein und auf "Fremde" hören zu müssen.
Das sorgt dafür, dass wir zwei Freiwilligen (Julie war krank) die Kinder auf Englisch volltexteten, sie uns aber nicht verstehen konnten und die Kinder uns auf Khmer volltexteten, was wir wiederum nicht verstehen konnten. Unsere eigentliche Aufgabe in der ersten Woche war dafür zu Sorgen, dass alle Kinder da sind, denn es passierte immerzu, dass die Kinder einfach weg rannten, weil sie nach Hause oder sonst wohin wollten. 
Dann gab es die Kinder die einfach nichts gemacht haben, still dastanden oder dasaßen und kein Mucks von sich gegeben haben und nicht einmal spielen wollten, vielleicht weil die Angst vor uns großen weißen Menschen zu groß war oder sie sich einfach langsam an alles gewöhnen mussten. Doch bei diesen Kindern versuchte ich etwas zu finden was sie wenigstens ein wenig zum Lächeln bringen würde, so dass sie doch ein wenig Spaß haben und vielleicht mit der Zeit doch gerne da wären. Auch wenn ich mich dabei zum Clown machen musste und alles Mögliche ausprobieren musste, habe ich es dann doch ab und zu geschafft sie zum Lächeln zu bringen.
Doch dann gab es auch die Kinder, die wirklich nicht ohne Eltern sein konnten. Das bedeutete, dass in den ersten Tagen 4 Elternteile unter die Kinder verteilt waren und mit ihnen spielten. Teilweise versuchten wir aber auch, dass die Eltern gehen, denn wir wollten schließlich nicht mit den Eltern spielen und denen Englisch beibringen sondern den Kindern, nur den Kindern. Das führte dazu, dass immer mindestens ein Kind am weinen war.
Doch es gab auch ein paar Kinder, die sich direkt von Anfang an wohl fühlten und uns als ihre persönlichen Spielkameraden oder besser gesagt Spielzeuge ansahen. Wie alle anderen Kinder eigentlich auch, brauchte diese "Art" von Kindern viel Aufmerksamkeit und Energie. Mann musste sie immer zu entertainen, ob es nun hochheben, rumschleudern, fangen, ihr Holzobst essen, einfach mit ihnen gemeinsam spielen oder einfach alle 3 Sekunden ihnen sagen, dass sie etwas ganz super fantastisch toll gemacht haben sein soll entschieden die Kinder für sich. Manchmal musste man aber auch drei Sachen auf einmal machen, da gerade mal drei Kinder entertained werden wollen. 
Da die Kinder aber nicht nur zum Spaß den Kindergarten besuchen und alles machen dürfen was sie wollen, blieb ziemlich viel Arbeit an Srey Nith hängen. Denn sie ist die einzige von uns ist, die Khmer sprechen kann. 

Zusätzlich begann auch für mich der Start mit dem "Primary Course". Eine Klasse, welche aus den Kindern des ehemaligen Kindergartens gebildet wird und somit ungefähr auf dem Niveau einer ersten Klasse ist. Da diese Woche aber die Woche vor dem Fest "Pchum Ben" ist, kamen viele Kinder gar nicht. Denn einige sind mit ihren Eltern aufs Land zu ihren Familien gefahren und andere mussten einfach hier bei den Vorbereitungen helfen. Für mich kam es sehr gelegen, dass nur so wenige Kinder da waren. Denn man muss sich erst daran gewöhnen ein Lehrer zu sein und die Schüler zu lehren, aber auch zurecht zu weisen.

Für alle Beteiligten, natürlich nicht für die Kinder, die sind ja pure Energie, war die erste Woche sehr ermüdend und anstregend. 

Daher wäre es für mich am Besten gewesen keinerlei Ablenkungen zu haben und mich einfach so viel Ausruhen zu können, wie nötig gewesen wäre. Aber mit 6 anderen Menschen bei sich Zuhause ist das nicht gegeben. Erst recht nicht wenn einer dieser Menschen mit einem zusammen im Zimmer wohnt und man sich das Bett teilt. 
Da wir keine richtige Couch haben oder gar ein Gästezimmer und Jasper über mich bei uns wohnte, war es für mich selbstverständlich, dass er bei mir mit im Zimmer wohnen könne. Sollte ja eigentlich kein Problem darstellen. Doch sorgte seine Anwesenheit dafür, dass ich mich in meinem Zimmer nicht mehr geborgen fühlte. Positiv ausgedrückt könnte man einfach sagen, dass er sich direkt von Anfang wie Zuhause fühlte und wohl nicht der ordentlichste Mensch ist.  
Doch wenn ich dann Mittags nach Hause kam und mir eigentlich nur nach einem Mittagsschlaf zumute war, wollte ich mich nicht in mein Bett legen, wenn er da gerade aufsteht oder am gammeln ist. Da bevorzugte ich es lieber, mich in ein Zimmer der anderen zurück zu ziehen oder gar auf meinen, doch so ersehnten, Mittagsschlaf zu verzichten. Leider bekam ich auch Nachts nicht die gewünschte Erholung, da Jasper anscheinend jemand ist, der sich im Schlaf sehr ausbreitet und ich immer einen sehr leichten Schlaf hatte.

Zudem verbrachten wir die Nachmittage und Abende alle zusammen, was auch nicht wirklich für Erholung, aber dafür für Spaß sorgte. Wir sind auch mehrfach Essen gegangen. An dem einem Abend haben wir unser Geld zusammen gekratzt und sind für kambodschanische Verhältnisse teuer Essen gegangen. Denn wir waren in einem Restaurant, welches thailändische und österreichische Speisen anbietet. Auf das dortige Schnitzel hatten sich alle schon sehr lange gefreut. Nur ich bin mit eher weniger Vorfreude hingegangen, doch am Ende war ich auch ziemlich glücklich. Denn für mich gab es Käsespätzle. Diese waren im Gegensatz zu den Schnitzeln zwar eine Winzportion, aber das lag einfach daran, dass die Schnitzel riiiiiiiesig waren. Mir hatte die Portion jedenfalls gereicht und ich genoss richtig den Käse. Käse ist wirklich etwas was ich hier öfter mal vermisse. Man könnte sich zwar welchen im Supermarkt kaufen, aber verliert dabei ein halbes Vermögen. 

Am Freitag holten wir uns was zum Mitnehmen beim "9999", unserem Standardrestaurant und aßen zum letzten mal zu 7 bei uns Zuhause zum frühen Abend. Denn gegen 8 Uhr brachen Henriette, Greta und Henrik zu ihrem Abenteuer "Kampot & Sihanoukville" auf  und ungefähr eine Stunde später brach auch Jasper auf um seine Weltreise fortzuführen. Plötzlich waren es nur noch Paulina, Paul und ich und das Haus war still. Großartig viel haben wir dann auch nicht mehr gemacht. Denn wir mussten noch packen, am nächsten Tag wollten wir nämlich für das verlängerte Wochenende nach Battambang fahren. 
Somit ging ich zum ersten mal seit einer Woche mit vollkommener Seelenruhe in mein Bett und das obwohl mein Wecker schon um 2:15 in der Nacht klingeln sollte. Denn bevor wir nach Battambang fahren wollten, wollten wir noch Pchum Ben feiern. 


In diesen 5 Tagen haben ich meine Kamera kein einziges mal angefasst und auch mit meinem Handy habe ich fast keine Bilder gemacht. Ich kann leider nur mit diesem Foto meiner Zeichenkünste aus dem Primary Course und einem Selfie mit einem Kater, welcher sich in den Kindergarten verirrt hatte dienen. 

Wir behandelten das Thema "A". Könnt ihr erkennen was meine Gemälde darstellen sollen?

Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht, der Kater war glücklich und wollte schmusen.

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