Mittwoch, 14. Oktober 2015

Allein durchs fremde Land

Nach meinen ersten zwei Arbeitswochen hatte ich direkt Ferien. Klingt vielleicht im ersten Moment sehr gut. Kaum gearbeitet und schon Ferien. Doch ich selber hätte sie wann anders bevorzugt. Als man gerade das Gefühl hatte alle Regeln zu kennen und sich daran gewöhnt hat, wird man direkt wieder herausgerissen und hat frei und vergisst am Besten alles wieder. Zudem lebte ich gerade mal seit einer Woche in meinem neuen Zuhause und konnte mich daran somit auch nicht so ganz hundertprozentig gewöhnen. Man war eigentlich gerade erst angekommen, in seinem Job und seinem Zuhause und dann muss man schon wieder weg.
Natürlich hätte ich nicht verreisen müssen, aber ich wollte auch nicht die Ferien vergeuden und nur hier bleiben. Aber so wirklich eine Ahnung davon, was man hier in Kambodscha alles sehen und machen kann hatte ich aber auch nicht. Die ehemaligen Freiwilligen, mit denen wir zusammen bei Pharys Geburtstag waren, empfohlen mir nach Kampot zu fahren. Nachdem ich mir anschließend alles aus dem Reiseführer darüber durchgelesen hatte, entschloss ich diesen Rat zu befolgen meine Reise dorthin zu machen.

Dadurch, dass Kampot im Süden Kambodschas liegt und man sowieso über Phnom Penh fahren muss, entschied ich über das Wochenende in Phnom Penh zu bleiben. Dort leben ja, wie bereits erwähnt,  auch andere Freiwillige vom VJF und DRK. So hatte ich vor Ort eine kostenlose Unterkunft, Leute die sich ein wenig auskennen und mit denen ich gerne Zeit verbrachte. Zu dem hatte auch noch Fabi an dem Sonntag Geburtstag.

So machte ich mich Samstags in aller Frühe auf den Weg. Zuerst musste ich durch die ganze Stadt mit dem Fahrrad rasen, natürlich war ich später dran als ich sein wollte und der Bus kam 20 Minuten früher als erwartet, aber ich hatte ihn noch eben so erwischt. Nach der ersten Dreiviertelstunde Fahrt hielt der Bus plötzlich an und alle mussten aussteigen. Total verwirrt und verschlafen konnte ich dann aber doch den richtigen Anschlussbus finden.
Auf der ganzen Fahrt hat der Bus tausend mal angehalten, zum Teil um Leute einzusammeln oder rauszuschmeißen, aber auch um Pausen zu machen. Da alle Ansagen jedoch auf Khmer angesagt wurden und keiner im Bus englisch sprechen konnte, traute ich mich vor Angst, dass der Bus ohne mich los fährt, nicht raus.
Nach 8 Stunden Fahrt, von der ich vermutlich die letzen 4 eigentlich auf die Toilette musste, kam ich dann in Phnom Penh an. Dort habe ich mir als erstes einen Motofahrer gesucht, der mich zum Russian Market fährt. Ich wurde recht schnell fündig. Ehrlich gesagt stehen vor dem Bus immer direkt Moto- und TukTuk-Fahrer die auf einen einreden und einen mitnehmen wollen. Teilweise hat man das Gefühl, dass sie eigentlich den Bus erobern wollen, weil es so viele sind und so sehr drängeln, dass sie quasi schon in den Bus rein gehen.
Nachdem sich mein Motofahrer noch schnell von drei anderen TukTukFahrern erklären ließ, wo er denn hin muss, ging es dann auch schon los. Natürlich fing es während der Motofahrt an zu Regnen und ich kam komplett durchnässt beim Markt an. 
Dort trief ich mich mit Caro, die mich abholte. 
Bei ihr (und Shirley) zuhause bekam ich erst einmal Essen: Toast mit Erdnusscreme und Bananen und Toast mit Erdnusscreme und Marmelade. Zur Abwechselung mal was westliches. Zum Nachmittag gingen wir beide mit zwei ehemaligen Freiwilligen Kaffee und Kuchen essen. Danach ruhten wir uns nur noch ein wenig aus und kochten zu Abend. Anschließend machten wir drei uns dann auf dem Weg zum Metahaus, denn dort waren alle anderen Freiwilligen aus Phnom Penh und Umgebung schon versammelt. Denn wir wollten alle zusammen in Fabis Geburtstag reinfeiern, zu dem war an diesem Tag im Metahaus deutsche Küche angesagt. Es gab Schnitzel, Lasange, Flammkuchen und sogar deutsches Bier. 
Dort blieben wir bis kurz nach 12 Uhr und fuhren dann zur Partystraße von Phnom Penh. Dort feierten wir noch ein wenig mit Fabi. Mit der Zeit wurden wir immer weniger und weniger, so dass wir zum Ende hin nur noch aus Henriette, Fabi, Caro und mir bestanden. Doch auch in so einer kleinen Gruppe war es sehr schön. Wir vier ließen den Abend mit dem Sonnenaufgang am Fluss ausklingen.
Der nächste Tag war ausruhen pur. Erstmal hatte ich bis 16 Uhr geschlafen und habe dann von Caro Pancakes gemacht bekommen. Natürlich mit Erdnusscreme, aber auch mit Obst: Bananen und frischen Passionsfrüchten. Anschließend besuchten wir Fabi in seinem Zuhause, ich war nämlich neugierig wie er so lebt. Außerdem war es ja sein Geburtstag. Bei ihm hatten wir eigentlich nur auf der Dachterrasse gesessen und Musik gehört. Nachdem wir noch was auf dem Russian Market essen waren sind wir auch schon wieder ins Bett.

Am nächsten Morgen bzw. Vormittag fuhr ich auch schon wieder weiter nach Kampot, wo ich dann gegen 18 Uhr ankam. Nachdem ich mir ein Guesthouse gesucht hatte und dort einquartiert hatte, machte ich bloß noch einen Spaziergang mit einem Khmer, welchen ich im Bus kennen gelernt hatte, und aß mit dem zu Abend. Somit lag ich an diesem Tag schon um 10 Uhr im Bett. 
Am nächsten Tag machte ich einen Ausflug zu dem nahe gelegenem Bokor Mountain. Als ich dort war steckte quasi der ganze Berg in einer Regenwolke. Auf Grund dieser war man nach nicht einmal 5 Minuten komplett durchnässt und durch diese Nässe war man am frieren, ich zu mindestens. Auf diesem Berg gibt es eigentlich recht viel zu sehen, verschiedene Tempel/Pagoden, ein altes Casino, 100 Reisfelder, eine Kirche, ein Wasserfall und ein neues riesiges Hotel. Doch wegen dem schlechten Wetter habe ich überall nur ca. 2 Minuten gehalten und bin dann weiter. Erstens sah das alles im Regen nicht ganz so schön aus und zweitens war mir so uuuunglaublich kalt. Ich konnte einfach nirgendwo länger bleiben, ich fands teilweise richtig schrecklich und wollte nur weg. Der einzige Ort wo ich länger blieb, war in dem neuen Hotel. Denn dort verweilte ich ca. 2 Stunden und wartete auf das Ende des Regens. Leider vergebens. Ich habe mir mal Fotos angeschaut wie es dort aussehen könnte und das sieht echt alles verdammt cool und schön aus. Vielleicht werde ich in diesem Jahr noch einmal dort hin fahren und es mir bei besserem Wetter anschauen. 




Am Nachmittag schlenderte ich alleine durch Kampot, doch ich kam nicht wirklich sehr weit. Nach vielleicht 10 Minuten wurde ich einfach angequatscht. Ich lief ganz ahnungslos durch die Straßen und plötzlich rief Jemand aus so einer Art "freien Bar" mir etwas zu. Es handelte sich dabei um den ca. 70 Jährigen Stéphane, welcher ursprünglich aus Frankreich kommt, aber seit 15 Jahren in Kambodscha lebt und eine Khmer als Frau hat und sich selbst mehr als Khmer sieht. Bei ihm saß, die ungefähr Ende 20 Jährige Französin, Landine. Die beiden luden mich dazu ein, mich zu ihnen dazu zu setzen und wir hatten ganz nette Unterhaltungen. Nach kurzer Zeit gesellten sich Landines Freund und ein Engländer namens Andrew, mit dem die beiden, zu dem Zeitpunkt, am reisen waren, zu uns dazu. 
Mit dem Trio bin ich auch anschließend noch zu Abend essen gegangen. Sehr offene und sympathische Menschen!
Am nächsten Tag hatte sich leider die Sache mit dem Wetter auch nicht verbessert. Wieder nur Regen, Regen und Regen. Da ich wegen dem Ausflug des vorigen Tages noch ein wenig verschreckt war, wollte ich auch keine Tour irgendwohin machen. Noch einmal durchnässt und frierend irgendwas anzugucken wollte ich mir nicht antun. Da ich es am vorigen Tag ja nicht wirklich geschafft hatte mir Kampot anzugucken, ging ich nochmal los und marschierte durch die "ganze" Stadt. Nach einer Weile waren dann meine Beine dann doch müde und ich setzte mich in ein Café. Dort genoss ich den leckeren Kaffee und das leckere Essen und vertrieb mir die Zeit mit lesen und schreiben. Es war auch wirklich schön mal einfach zu entspannen und nicht sehr viel zu machen als zur Ruhe zu kommen und Zeit zum lesen zu finden. Abends war ich dann nochmal mit dem Trio und Stéphane verabredet.





Am nächsten Morgen wurde ich durch den Ruf: "The floor is wet.", von meinem Mitbewohner geweckt. Anscheinend hatte es in der Nacht so sehr geregnet, dass es durch die Decke kam und der Boden unter Wasser stand. Schade nur, dass meine Tasche auf dem Boden stand und somit alle meine Klamotten nass waren. Die einzigen Klamotten die trocken waren, waren mein Pyjama, eine Jeans und mein dicker Pulli. Gefreut hatte ich mich wie sonst was, glaubt ihr gar nicht. 
Doch immerhin schien zur Abwechslung die Sonne als ich vor die Tür trat. Teilweise war die Stadt zwar geflutet, doch die Sonne hebte erstaunlich gut meine Laune. 




Ich entschied mir einfach ein Fahrrad zu leihen und durch die Gegend zu fahren und zu gucken ob ich nicht alleine die Pfefferfarmen und Salzfelder finde. Denn 17$ für einen Ausflug finde ich dann doch sehr happig. Meinen eigenen persönlichen Ausflug fand ich dann auch wirklich sehr schön, leider habe ich keine Pfefferfarmen gefunden, aber immerhin die Salzfelder. Ich bin immer wieder beeindruckt wie schön die Landschaft hier ist, diese wirklich leuchtend grünen Reisfelder.




Ich stand mitten zwischen Reisfeldern und plötzlich wurde der Wind immer stärker und stärker. Ich stand bestimmt mindestens eine halbe Stunde dort und habe nur gestaunt und genossen. Der Wind hat sich so gut auf meiner Haut angefühlt und die Reisfelder sahen sogar durch ihn noch schöner aus.







Doch der Wind brachte leider wieder den Regen mit sich. Nachdem ich unter einem khmer Haus abwartete bis der erste heftige Schauer vorbei ging, fuhr ich wieder zurück nach Kampot. Als ich da ankam war somit auch meine letzte richtige Hose auf Grund es Regens durchnässt und mein letztes T-Shirt, mein Schlafshirt, komplett verschwitzt, da ich gerast war als hätte ich Kohlen unter meinem Hintern. Denn der Regen hier ist des öfteren echt verdammt heftig und auch so, dass die Regenjacke manchmal einfach nichts mehr bringt. Die Angst um meine Kamera war dann doch sehr groß. 
Ich wusste nicht so recht was ich nun machen soll. Die einzigen mir verbliebenen trockenen Sachen waren der Pulli und meine Schlafhotpan, auf der auch noch groß "Supergeil" steht. Nicht das perfekte Outfit. Doch wollte ich auch nicht den ganzen restlichen Tag nur im Guesthouse verweilen müssen. Kurzer Hand entschloss ich mich dafür, eine neue Hose zu kaufen. Natürlich eine "Goahose" mit Elefanten drauf. Mit dieser und meinem Pulli traute ich mich doch wieder, ohne das Gefühl zu haben, dass alle mich anstarren, auf die Straße. Den Nachmittag machte ich mir aber dann auch wieder ganz entspannt: essen, trinken, lesen, schreiben, telefonieren. 
Zum Abendessen war ich dann noch mit Andrew und Landines Freund, ich habe leider seinen Namen vergessen, verabredet. Landine war leider aus krankheitlichen Gründen verhindert. Doch auch nur mit den beiden hatte ich einen schönen letzten Abend in Kampot.
Eigentlich hätte ich noch länger in Kampot bleiben können, da ich erst am Sonntag zurück sein musste. Aber durch all den ganzen Regen und dann noch der Sache mit den Klamotten, welche auch nicht trocknen wollten, hatte ich einfach keine Lust mehr und freute mich einfach auf zu Hause.

Meine Rückfahrt hätte auch angenehmer sein können. Um zu meinem ersten Bus zu gelangen musste ich durch Knie-hohes Wasser waten. Da ich wieder die Goahose an hatte und diese ja zwischen den Beinen sehr tief hängt, war ich wieder mal sehr nass. Zudem läuft in kambodschanischen Bussen immer die Klimaanlage, welche man leider auch nicht abstellen kann und komischer Weise tropfte es die ganze Zeit auf meinen Sitz. Somit fror ich eigentlich den ganzen Weg nach Phnom Penh. Dort hatte ich 2 Stunden "Umsteigezeit". Da der eine und der andere Bus genau von der selben Stelle los fuhren, hieß das eigentlich nur warten, warten, warten. 
Mein zweiter Bus ging dann auf dem Weg nach Siem Reap auch noch kaputt und wir mussten wieder 1-2 Stunden warten bis ein neuer kam. So war ich insgesamt dann doch so 16 Stunden unterwegs und war dann heilfroh wieder zu Hause zu sein. 

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